Holzkreuz
mit Corpus an der Kapelle Gransau
Neben der Kapelle an der Gransauer
Mühle steht ein schlichtes Holzkreuz mit Corpus.
Franz Gercken schreibt dazu in seiner
Sammlung "Balve in früherer Zeit und etwas mehr" (Belegexemplar Stadtarchiv
Balve )
Bereits 1895 wurde eine
Stiftungszusage für das Kreuz gemacht und der Corpus gekauft. Der Bau der
Kapelle und das Aufstellen des Kreuzes erfolgten erst 1903. Dieser Corpus
überstand schadlos die Kriege und schlechte Zeiten. Im August 2010 wurde der Corpus zerschlagen. Nur ein Unterarm
und ein Fuß sind noch vorhanden, weil diese Teile mit dicken Holzschrauben fest
am Kreuz angeschraubt waren. Kopf und Rumpf sind bislang verschwunden. Wenn man
den Unterarm genau betrachtet ,.fällt sofort auf, dass die Außenhaut der Figur
nur ca. 2 mm dick ist. Das Innere des Hohlkörpers glänzt auch nach über 100
Jahren metallisch silbrig. Außerdem ist ein Wulst sichtbar. Obwohl die
Wandstärke nur 2 mm beträgt, ist der Körper sehr steif, man kann mit der Hand
keine Verformung erzeugen.

Corpus: Material und Herstellung
 Material:
Dankenswerterweise wurde von Balver Zinn (www.balverzinn.com)
eine chemische Analyse des Corpus kostenlos durchgeführt. Anhand der Analyse
kann man die Legierung einordnen. Es handelt sich um Hartzinn manche sagen auch
Britannia-Metall oder Pewter. Diese Legierungen wurden früher gerne zum Gießen
von Gebrauchsgegenständen eingesetzt. Das Material besitz nach dem Polieren
dauerhaften Hochglanz. Wechselnde Anteile von Kupfer und Antimon machen die
Legierung hart. Wismut verbessert die Gießbarkeit von dünnen Gegenständen.
Herstellung: Der Corpus wurde
seinerzeit in Serie nach einem Sonderverfahren, dem Sturzguss gefertigt. Das zu
gießende Teil wird hierbei in mehrere Abschnitte zerlegt. Für jedes Teilstück
wird eine Dauerform -meistens aus Messing – angefertigt. Das Verfahren erfordert
Erfahrung und handwerkliches Können. Die Messingform wird mit einer Paste gegen
Anbacken ausgestrichen und sehr hoch erwärmt. Dann wird die Schmelze eingefüllt.
Die Legierung bildet an der Form eine Kristallhaut. Der Gießer muss abschätzen,
wann die Haut eine ausreichende Dicke besitzt. Dann dreht er die Form herum und
die restliche Schmelze läuft heraus. Vermutlich waren für diesen Corpus 12
Formen erforderlich. Nachdem alle Teilstücke gegossen und brauchbar waren,
wurden die Teilstücke mit Holzstäben zusammengesteckt. Nun galt der alte Spruch
"Kinder betet, der Vater lötet" Die Stoßstellen wurden dicht verlötet und die
Nahtstellen sauber verputzt. Der Corpus wurde dann mit einer weißen Leinöl Farbe
beschichtet. Heute gibt es keine Gießerei mehr , welche einen Corpus mit diesen
hohen handwerklichen Anforderungen herstellt. Ein Altmaterial Händler würde für
den zerstörten Corpus 5 € bezahlen. Der alte Corpus war also eine handwerkliche
Meisterleistung, die man heute nicht mehr findet. Ein Verlust für immer.
Auszug aus der Sammlung "Balve in früherer
Zeit und etwas mehr" von Franz Gercken
Die Kapelle an der Gransauer
Mühle!
Bereits im Jahre 1895 — in diesem
Jahr brannte die Gransauer Mühle ab —- kam die Idee auf, als Dank für den
Wiederaufbau der Mühle eine Kapelle an der Straße nach Garbeck zu bauen.
Für diese Kapelle war bereits ein Korpus gekauft worden, der im Fremdenzimmer
der Gransau lag. Die Geschichte dieser Kapelle ist in der folgenden
Niederschrift im Original im Gemäuer der Kapelle festgehalten worden:
Domini 1903.
Diese Kapelle wurde erbaut im Jahre
des Heiles 1903 von den Eheleuten Franz Stüken und Maria Stüken (Stüeken)
geborene Allhoff zur besonderen Ehre Unserer Lieben Frau von der
immerwährenden Hilfe und Zur Ehre des hl. Joseph und des hl. Antonius.
Die Veranlassung Zum Bau der
Kapelle ist kurz folgende:
Marianne Allhoff, Tante der Frau
Stüken, wies schon vor der Vermahlung der Eheleute Stüken darauf hin, dass die
Lage des Hofes sich besonders gut zur Errichtung eines Kapellchens eigne, umso
mehr, da sich auf dem Wege zwischen Balve und Garbeck noch keines befinde. Sie
schenkte zu dem Zwecke auch das grobe Kreuz neben der Kapelle.
Durch mancherlei Umstände und
Unglücksfälle erhielt der Gedanke der Ausführung immer neue Nahrung. In der
"Sonntagsblume", einer Beilage zum Centralvolksblatt, brachte der Redakteur
Herr Vikar Friedrich Schnettler in Ölinghausen einen Artikel, worin er an die
schöne Sitte der Errichtung von Kapellchen an den Wegen erinnerte und daran
die Mahnung knüpfte, dieses charakteristische Kennzeichen katholischer
Gegenden nicht aussterben zu lassen.
In der Nacht nach dem Abend, wo
dieser Artikel in der Familie Stüken verlesen und besprochen worden war, brach
in der Stükenschen Besitzung erneut ein Großfeuer aus, das das Anwesen sehr
schädigte. Andere Unglücksfälle. wie der Verlust mehrerer Kinder - ein
Söhnchen von 2 1/2 Jahren, Otto, geriet unter die Maschinenräder - Krankheit
des Joseph Allhoff und der Tod der Theresia Allhoff, Geschwister der Frau
Stüken, auch Unglück am Vieh, brachten endlich den Gedanken zur Ausführung.
Die Familie Stüken besteht
augenblicklich aus den beiden Eheleuten und vier Kindern. Die Vermählung des
Paares war am 26. Mai 1891. Der Vater Franz Stüken ist geboren am 15. April
1865. Die Mutter Maria Stüken geborene Allhoff ist geboren am 23. Juni 1869.
Die Kinder sind folgende:
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Joseph
Stüken, geboren am 10. März 1892 |
Franz
Stüken. geboren am 8. Oktober 1893 |
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Maria
Stüken, geboren am 31 . Mai 1895 |
Anna
Stüken, geboren am 29. Mai 1897 |
Die folgenden drei Kinder sind
gestorben:
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Otto
Stüken, geboren am 12. April 1899 |
gestorben
am 10. August 1901 |
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Katharina
Stüken. geboren am 2. Januar 1901 |
gestorben
am 30. Oktober 1901 |
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Ernst
Pius Stüken, geboren am 3. November 1903 |
gestorben
am 15. Dezember 1903 |
Möge der Bau, der auch als Ausdruck
des Dankes für die glückliche Vollendung eines wichtigen Unternehmens, die
Anlage des elektrischen Lichtes für die Stadt Balve im Jahre 1901 gelten soll,
dazu beitragen, die Ehre Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe, des
hl. Joseph und des hl. Antonius zu vermehren.
Omnia ad maiorem Dei gloriam!
Soweit das eingemauerte Schriftstück.
Die Einweihung des Kappelchens
erfolgte am 24. Mai 1905. Die drei Gedenksteine der verstorbenen Kinder: Otto,
Katharina und Ernst Pius und das gestiftete Kreuz
befinden sich links neben der Kapelle.
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